Reisebericht Australien
good day Mate
Die Australier verschlucken meist einige Buchstaben aus der Begrüßung „good day Mate“ wird dann zu „g`d Mate“ (guten Tag mein Freund).
Australien - ein Land, ein Kontinent allein - viele Klischees ranken sich um den roten Kontinent - Abenteuer im Outback, Crocodil Dundee, Eyers Rock, giftige Spinnen und Schlangen, gefräßige Krokodile.
OZ, so nennen sich die Australier und ihr Land, hat mich seit jeher angezogen. James Cook hat mich in jungen Jahren mit seinen Reiseabenteuern gefesselt.
Australien: Insel, Land und Kontinent zugleich. Bei dem Namen läuft automatisch ein Kopfkino von der Skyline Sydneys, Urulu - besser bekannt unter Ayers Rock, rote Sandwüste bzw. Outback, Kilometerlange gerade Straßen, Korallenlandschaften des Barriere Riffs, größtes natürliches Bauwerk.
Genau das wollten wir 2015 erleben, dazu haben wir uns von Australien Travelteam eine vierwöchige Tour zusammenstellen lassen. Einfach mal um Australien zu beschnuppern und kennen zu lernen. Und das im europäischen Frühsommer, wo am anderen Ende der Erdkugel der Herbst Einzug hält. Beste Reisezeit für Sydney, Queensland und dem Mittelpunkt des roten Kontinents, weil es nicht zu heiß ist und außerhalb der Regenzeit liegt.
Erste
Landberührung ist der internationale Flughafen von Sydney. Fünf Tage nehmen wir
uns Zeit, die vielfältigen, touristischen Angebote zu besichtigen. Harbour
Bridge, Botanischer Garten, Opernhaus, In the Rocks, Manly Beach, Chinesisches
Viertel, um nur einiges zu nennen. Auch eine Whale Watching Tour stand auf dem
Programm, leider gerade zu Beginn der Saison.
Von Sydney ging`s mit dem Flieger ins zentrale Australien, genauer gesagt nach Ayers Rock. Am Flughafen wurden wir von Debora abgeholt, sie ist für die nächsten drei Tage unser Guide, Koch und Busfahrer. Die Italienerin ist vor über fünfzehn Jahren ausgewandert. Wie so mancher, den wir in den nächsten Tagen treffen werden. Vom Flughafen geht es weiter zu den Kata Tjuta bzw. Olgas, wo wir eine erste kleine Wanderung durch Windowstal machen. Zum Sonnenuntergang sind wir pünktlich am Aussichtspunkt am Urulu. Bei einem Lagerfeuer lassen wir den Tag ausklingen. Hier lernt sich auch unsere internationale Gruppe erst einmal kennen. Es sind Leute aus Polen, Frankreich, England, USA, Guadeloupe, Peru und Deutschland und unser Guide aus Italien. Sehr, sehr früh geht es am nächsten Tag raus. Bei Sonnenaufgang umrunden wir den Urulu im Uhrzeigersinn. Ein tolles Farbenspiel, laufend ändernde Felsformationen und Pflanzenwelt, eine kurzweilige Wanderung von ca. 2,5 Stunden. Im Informationscenter gibt es reichlich Informatives. Dann treffen wir den halb Aborigine Vincens. Er erzählt von Traumpfaden der Ureinwohner. Medizinischen Wirkungen der Pflanzen aus dem Outback. Der Geschichte seiner Vorfahren. Die Situation der Aborigine in der jetzigen Gesellschaft. Eine sehr lehrreiche Führung an den einzelnen wichtigen Plätzen am Urulu. Der Abend geht zu Ende wieder am Lagerfeuer und beim Herrichten des Swags, einem Schlafsack mit Zeltplane. Der Swag spielt eine wichtige Rolle der Tagelöhner im Outback. Das Lied "Walzing Mathilda" erzählt von den Leuten, die mit ihrem Swag auf der Suche nach Arbeit von Farm zu Farm ziehen. Dabei ist so mancher durchgedreht und tanzte einen Walzer mit seinem Swag, den er Mathilda nannte.
Nach einer kurzen Nacht in Alice Springs geht es weiter mit dem Flieger an die Ostküste nach Cairns. Beim Einchecken wurde ich gefragt, was ich mit einer Unterwasserkamera hier im Outback mache? Hatte keine plausible Antwort parat, so waren die Beamten schon etwas verwundert. In Cairns erwartet uns eine Überraschung (auch wenn wir a bisserl damit gerechnet haben): unser Mädl holt uns ab, welch eine Freude - nach fast einem Jahr ein freudiges Wiedersehn. Als wir die Koffer hatten, ging es zum Parkhaus. Aus etwa 200 geparkten Autos haben wir sofort das Auto unserer Tochter erkannt. Wir übernachten im Hotel und am anderen Tag übernehmen wir unser fahrbares Hotel für die nächsten drei Wochen.
Im Supermarkt eingekauft geht es sogleich in den Norden nach Laura. Dort sehen wir uns um, denn dort hat Franziska die letzten Monate gearbeitet. Ihr Chef Kev nimmt uns zum Barramundifischen mit, leider beißt kein Fisch. Wir sehen uns 30 tausend Jahre alte Höhlenmalereien an. In der Nacht fällt der Strom aus. Er bleibt bis zum nächsten Mittag weg. Ein Auto ist in den zentralen Stromverteiler reingefahren. Auch wenn ein Gebiet so groß wie Bayern ohne Strom ist, hat der eigens dafür gerufene Techniker Zeit für einen Kaffee und einen ausgedehnten Ratsch, bevor es an die Arbeit geht – in Deutschland undenkbar. Er macht noch weitere ausgedehnte Pausen bis der Strom wieder da ist.
Jim ist von Beruf Kammerjäger, er wird gerufen, wenn sich eine Schlange, Spinnen und anderes Getier im Haus verirrt hat. Seine Leidenschaft ist seine Farm, auf dem alle erdenklichen Tiere leben dürfen. Unsere Tochter hat ihn kennengelernt, als er einmal eine Pause in Laura einlegte. Wir sollten bei ihm vorbeischauen, wenn wir von Laura weiter fahren. Das Namensschild Jims Joint an der Hauptstraße zeigt uns den Weg. Wir parken und gehen Jim suchen. Auf dem weitläufigen Areal ist das etwas schwierig. Ein weiteres Schild lässt uns etwas vorsichtig sein. Das Schild warnt, wer weiter geht und ungebeten ist, muss rechnen erschossen zu werden. Franzi meinte, Jim ist einer der witzigsten Menschen, den sie kennen gelernt hat. Wir treffen Jim an und er zeigt uns seine Schlangensammlung. Dabei auch die giftigsten Schlangen der Erde.
Wir
bleiben am nahegelegenen Campingplatz über Nacht. Im angeblich ältesten Pub
lassen wir bei einem Bierchen den Tag ausklingen. Das Lions Hotel erhebt den
Anspruch, dass das bekannte Pub Lied Australiens „A Pub without beer“ hier
geschrieben wurde. Lustig und interessant ist es auf alle Fälle. Viele Besucher
verewigten sich an den Wänden mit einer Unterschrift. Angeblich ist die erste
Unterschrift von 1936.
Es geht weiter ans Cape Tribunal in den ältesten Urwald der Erde. Der dichte Baumbewuchs reicht bis an die Küste, wo traumhafte Strände zu finden sind. In dem Wald lebt der urzeitliche Vogel, der Kasuar, untauglich zu fliegen. Die Australier haben großen Respekt, denn es passieren immer wieder Unfälle mit dem aggressiven Vogel.
Der nächste Stopp ist ein typisches Barbecue bei Joe und Sabrina. Sabrina ist aus Frankfurt und ist vor ein paar Jahren hier hängen geblieben. Die beiden leben mit ihrem Nachwuchs in einem riesigen Blockhaus. Das Parterre dient als Bar und Garage für ein paar Oldtimer.
Bevor
wir nach Port Douglas starten, nehmen wir eine Einladung von Markus an. Markus
kommt aus der Schweiz und arbeitet auf der Swiss Bananenfarm. Wir bekommen
einen ausführlichen Einblick in die Produktion und Ernte der Bananen.
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Port Douglas dient als optimaler Ausgangspunkt für Tages-Tauchausfahrten ans legendäre Barriere Riff. Der Tauchbetrieb ist eine Massenabfertigung, welche ich noch nie erlebt habe. Man muss es gesehen haben, wenn 100 Schnorchler gemeinsam im Wasser liegen. Eine handvoll Taucher nutzt die Gelegenheit, mit Pressluftflaschen abzusteigen. Vergleichbar mit dem Roten Meer ist die Flora und Fauna unter der Wasseroberfläche, nur alles etwas größer und von der Menge her mehr.
James Cook hatte mit seiner Endeavour ersten Landkontakt mit Australien. Er war gezwungen sein Schiff zu reparieren, welches ein Leck hatte. Im kleinen Museum von Port Douglas sind originale Werkzeuge, persönliche Utensilien der Besatzung und vieles mehr ausgestellt.
Nooser
ist ein typischer australischer Badeort, alles dreht sich ums Surfen. Wir
wandern an der Küste zum Ausblick und warten, bis wir Wale sehen. Wir gehen
zurück - natürlich müssen wir in die Geschäfte rein. Die Mädls haben scheinbar
Nachholbedarf.
Von
Airlie Beach geht es raus nach White Sand Heaven, dem angeblich schönsten Strand
Australiens, ach was - der Welt. Mit dem Speedboot geht es zwischen vielen
kleinen unbewohnten Inseln raus. Unser Schiffsführer ist ein lustiger
Animateur. Beim Mittagessen kommen Warane und suchen nach Essbarem. Ein kurzer
und einziger Schwimmausflug in diesem Urlaub. Dann geht es zum
Schnorchelausflug in einer geschützten Bucht, ganz nett, wir sehen auch Schildkröten.
In Brisbane ist der bekannte Zoo von Steve Irwin, der durch einen Stich eines Stachelrochens auf tragische Weise ums Leben gekommen ist.
Brunswick, auf Deutsch Braunschweig, ein kleines verschlafenes Örtchen etwas nördlicher von Byron Bay. Ein guter Ausgangspunkt zum Tauchen an Julias Rock. Schon die Hafenausfahrt ist bei starker Brandung ein Abenteuer und gefährlich. Viele Schaulustige beobachten das Anziehen der Schwimmwesten, sie wünschen uns viel Glück. Unser Kapitain kreuzt vor der Brandung ganze 20 Minuten, bis er die richtige Welle erwischt und dann geht es mit Vollgas durch die schäumende Brandung. Julias Rock sind ein paar Felsen, die etwa 2 Kilometer vor der Küste aus dem Wasser ragen. Vom Norden kommt eine warme Strömung vom Barriere Riff, aus dem Süden kaltes Wasser. Das sind die besten Bedingungen für nährstoffreiches Wasser. Dadurch gibt es viel Leben unter Wasser. Leider sind wir genau zwischen den beiden Saisonen. Vor uns war Mantazeit und nach uns beginnt die Haisaison. Trotzdem haben wir insgesamt vier erlebnisreiche Tauchgänge mit den Blue Bay Divers. Christina Gray und ihr Mann Rod Gray leiten seit einigen Jahren die Basis.
Dort treffe ich auf Michael, es ist Übersetzer und organisiert gerade seine Übersiedlung von Deutschland nach Australien. In Byron Bay, einem ehemaligen Hippie Strand und jetzigen Surfspot, besuchen wir Lissy und Richard. Lissy ist mit meiner Schwiegermutter aufgewachsen und dann nach Australien ausgewandert.
Dann heißt es Abschied nehmen von unserem Mädl, die mit ihrem Auto "Jack" zurück nach Sydney fährt. Wir müssen unser Wohnmobil in Brisbane abgeben.
Fazit:
Ein
erlebnisreicher Urlaub mit sehr vielen Eindrücken ist zu Ende. Wir benötigen zu
Hause einige Wochen, um das Erlebte zu verarbeiten. Beeindruckt hat mich die
lässige Art der Oz, es wird alles nicht zu ernst genommen. Vom Land selber
bin ich begeistert, die Natur, die einzigartige Tierwelt und einfach das
Leben. Was die Australier verstehen: sie können aus einem einfachen Wasserfall
eine sensationelle Touristenattraktion – must have - machen.
Wir kommen wieder! Mit mehr Zeit im Gepäck, denn es warten noch so viele Plätze, welche wir erkunden müssen.
In
diesem Sinne
good
day Mate